Landessortenversuche Körnerleguminosen 2023

Feldversuch mit Blauen LupinenBild vergrößern
Feldversuch mit Blauen Lupinen

Die verschiedenen in Nordrhein-Westfalen angebauten Körnerleguminosen haben auf den diesjährigen Witterungsverlauf sehr unterschiedlich reagiert: Besonders in den meist zu spät gesäten Ackerbohnen führten Wassermangel und hohe Temperaturen während der Blüte zu deutlich reduzierten Erträgen. Körnererbsen gelten zwar als etwas weniger empfindlich gegenüber Trockenstress, da dieser allerdings häufig in der kritischen Phase der Ertragsbildung auftrat, blieben die durchschnittlichen Erträge auch in dieser Kultur unter dem langjährigen Mittel. Bei den Blauen und Weißen Lupinen konnten zwar regelmäßig zufriedenstellende Erträge erzielt werden, andererseits entwickelten sich viele unter trockenen Bedingungen gesäte Bestände nur sehr mäßig und die anhaltenden Niederschläge während der Abreife führten besonders in verzweigten Sorten zu Problemen bei der Ernte. Sojabohnen hingegen sind nicht nur relativ tolerant gegenüber Hitze, sondern konnten, anders als die vorgenannten Kulturen, deutlich besser von den hohen Niederschlägen in den Sommermonaten profitieren.

Die regional unterschiedlichen bodenklimatischen Bedingungen beeinflussten auch die Erträge und die Auswertbarkeit der diesjährigen Versuche. Besonders in den Ackerbohnen LSVs wurden mit 22,6 dt/ha in Kerpen-Buir (Vettweiß) und 46,8 dt/ha auf Haus Düsse (Ostinghausen) deutlich geringere Erträge erzielt als in den Vorjahren. Bei den Körnererbsen LSVs lagen die durchschnittlichen Erträge an den beiden Standorten bei etwa 32,9 dt/ha. Bei den Lupinen ließ sich aufgrund von zu geringem Feldaufgang und Wildschäden nur der Versuch auf Haus Düsse auswerten. Mit 20,8 dt/ha (Vettweiß) bis 52,9 dt/ha (Euskirchen) wurden in den diesjährigen Sortenversuchen mit Sojabohnen überwiegend sehr hohe durchschnittliche Erträge erzielt. Die relativ hohen Grenzdifferenzen lassen sich unter anderem auf den nicht immer optimalen Feldaufgang und den witterungsbedingt starken Einfluss von Bodenheterogenitäten zurückführen. Die Sortenempfehlungen und -beschreibungen basieren auf mehrjährig und länderübergreifend verrechneten Erträgen, weiteren Bonituren sowie Erfahrungen aus der Praxis.

Ackerbohnen

Die letztjährigen Sortenempfehlungen bleiben insgesamt bestehen. Trumpet hat sich als tanninhaltige Standardsorte mit geringer Lagerneigung auch zur Ernte 2023 bewährt, obwohl in einem Versuch deutlich geringere Erträge erzielt wurden als erwartet. Stella besitzt ein ähnliches Ertragspotential und erzielt im Vergleich etwas höhere Proteingehalte, ist allerdings weniger standfest. Macho ist stark ertragsbetont, großkörnig und etwas weniger anfällig gegenüber Rost. Caprice wird nach 2-jähriger Prüfung generell für den Anbau empfohlen. Die Sorte besitzt ein durchschnittliches Ertragspotential und ist weder besonders lageranfällig noch gegenüber Blattkrankheiten. Tiffany (vc) bleibt die Hauptempfehlung bei den vicin-/convicinarmen Sorten, obwohl die dies- und letztjährigen Erträge vor allem in den nordrhein- westfälischen Versuchen geringer ausfielen als erwartet. Das im Vergleich zu den vorgenannten Sorten etwa 5% geringere Ertragspotential kann durch eine entsprechende Verwertung oder Vermarktung oft mehr als kompensiert werden. Tiffany ist relativ standfest und durchschnittlich blattgesund. Als mögliche vicin-/convicinarme Alternative ist die Sorte Allison (vc) zu nennen, die bisher zwar nur in einzelnen nordwestdeutschen Versuchen geprüft wurde, grundsätzlich aber ein im Vergleich zu Tiffany ähnliches Ertragspotential erwarten lässt. Taifun (tf) ist aufgrund der durchschnittlich etwa 10% geringeren Ertragsleistung nur für Betriebe interessant, die bewusst eine tanninfreie Sorte verwerten oder vermarkten möchten. Bei den erst 1-jährig geprüften neuen Sorten ist die Saatgutverfügbarkeit sehr eingeschränkt.

Körnererbsen

Auch bei den Körnererbsen ändern sich die Sortenempfehlungen nur geringfügig. Astronaute kann langjährig mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen, ist ausreichend standfest und erzielt durchschnittliche Proteingehalte. Orchestra erreicht mehrjährig ähnliche Erträge bei einem höheren Proteingehalt. Aufgrund von Problemen mit dem bereitgestellten Saatgut ließen sich die diesjährigen Sortenerträge allerdings nicht auswerten. Symbios ist hinsichtlich der Ertragsleistung und den Sorteneigenschaften ähnlich zu bewerten wie Astronaute und präsentierte sich in den diesjährigen Versuchen relativ ertragsstabil. Kameleon erzielte zur Ernte 2023 vor allem in Versuchen mit geringem Ertragsniveau höhere Erträge als erwartet. Aufgrund der mehrjährig nur durchschnittlichen Sortenleistung wird der Anbau allerdings nur eingeschränkt und bevorzugt für Betriebe empfohlen. Bellanos präsentierte sich in den diesjährigen Versuchen ertragsschwächer als erwartet, kompensiert dies aber durch eine sehr gute Standfestigkeit und damit höhere Ertragssicherheit unter kritischen Erntebedingungen. Die Sorte wird vor allem als Nachfolger für die ältere und ebenfalls sehr standfeste Sorte Respect empfohlen. Batist könnte sich mittelfristig als Nachfolger der Sorte Salamanca etablieren, erzielte in den Versuchen zur Ernte 2023 leicht überdurchschnittliche Erträge und ist relativ wenig lageranfällig.

Lupinen

Bei den Blauen Lupinen wird nach wie vor besonders die endständige Sorte Boruta empfohlen. Diese erzielt zwar durchschnittlich etwa 5-10% geringere Erträge als verzweigte Sorten, reift aber einheitlicher ab und führt daher seltener zu Problemen bei der Ernte. Boruta ist darüber hinaus relativ standfest und proteinreich. Als verzweigte Sorten können die ebenfalls relativ standfeste Sorte Boregine, die ertragsreichere Sorte Carabor und eingeschränkt die relativ neue Sorte Lunabor empfohlen werden.

Weiße Lupinen erzielen bei ausreichender Vegetationszeit und Wasserverfügbarkeit deutlich höhere Erträge und sind darüber hinaus weniger lageranfällig und kaum empfindlich gegenüber Hülsenplatzen. Celina und Frieda sind bisher die einzigen in Deutschland zugelassenen anthraknosetoleranten Sorten. Beide unterscheiden sich nur geringfügig in der Ertragsleistung und den Anbaueigenschaften. Aufgrund des durchschnittlich etwas geringeren Alkaloidgehalts wird insbesondere bei einer geplanten (trotzdem nicht immer gesicherten) Vermarktung für die Humanernährung bevorzugt die Sorte Frieda empfohlen.

Sojabohnen

Aufgrund des relativ kühlen Klimas werden für den Anbau von Sojabohnen in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich nur sehr frühe bis mittlere Sorten aus der Reifegruppe 000 empfohlen. Merlin hat sich als sehr frühe Sorte langjährig bewährt und wird nach wie vor besonders für Neueinsteiger empfohlen, obwohl die Ertragsleistung im Vergleich zu den etwas späteren Sorten um bis zu 10% geringer ist. Sussex reift ähnlich früh ab wie Merlin und erzielt durchschnittlich etwas höhere Kornerträge bei deutlich höheren Proteingehalten. Obelix wird zwar nicht mehr geprüft, ist aber als frühe Sorte mit hohem Ertragspotential bekannt und wird weiterhin für den Anbau empfohlen. Mehrjährig bewährt haben sich im frühen Sortiment darüber hinaus Nessie PZO, Ceres PZO und die 3-jährig geprüfte Sorte Asterix. Als etwas spätere Sorte für klimatisch besonders begünstigte Standorte wird Cantate PZO empfohlen.

Autor: Johannes Roeb, Heinz Koch