Landessortenversuche Körnermais 2023

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Körnermaisernte mit einem Claas Lexion 570

Körnermais liefert gute Erträge

Nach vielfach schwierigem Start traf Mais 2023 in Nordrhein-Westfalen auf gute Wachstumsbedingungen. In den Landessortenversuchen mit Körnermais wurden zum Teil Spitzenerträge erzielt.

Nach dem nassen März und anhaltend feuchten Bedingungen im April musste Mais 2023 oft unter schwierigen Bedingungen gesät werden. Im Extrem kam der Mais erst um den Monatswechsel Mai/Juni in die Erde. Wo früher gesät werden konnte, litten die Bestände im Auflaufen nicht selten unter Verschlämmungen nach lokalen Starkniederschlägen. Vier Wochen Hochsommer im Juni konnten die Pflanzen aber nutzen, um Entwicklungsrückstände in Folge verspäteter Saattermine zu kompensieren. Und termingerecht zu Reihenschluss und Längenwachstum gab es ab der letzten Junidekade wieder Regen. Die Wasserversorgung der Maisbestände war in NRW dann bis zur Ernte immer gegeben. Mit der kurzen Hitzeperiode zum 10. Juli gingen erste Bestände in die Blüte über. Gemessen ab dem 25. April konnte Mitte Juli die zweithöchste Temperatursumme (Basis 6°C) nach 2018 gemessen werden. Auch am Versuchsstandort Nörvenich, wo die Versuche erst am 22. Mai gesät wurden, blühten mittelfrühe (S/K 230 bis S/K 250) und mittelspäte (S 260 bis S 280) Sorten noch im Juli und starteten damit termingerecht in die Kornfüllungsphase. Das Abreifemonitoring der Landwirtschaftskammer zeigte dann Ende August bereits eine frühe Reife der Maisbestände. Dabei war deutlich zu erkennen, dass die Körnerreife der Abreife von Blättern und Stängeln deutlich vorauslief.

Versuche an allen Standorten wertbar

Anders als in den zum Teil extrem schwierigen Vorjahren können 2023 alle Landessortenversuche mit Körnermais der Landwirtschaftskammer in der Auswertung und Serienverrechnung berücksichtigt werden. Einen Überblick der Versuchsstandorte mit den Ortsangaben zu Boden, Aussaat- und Ernteterminen und der mittleren Bestandesdichte kann dem Kopf der Tabelle 2 entnommen werden. Ungewöhnlich, aber den Boden- und Witterungsbedingungen geschuldet, sind sicherlich die späten Saattermine an den beiden rheinländischen Versuchsstandorten Neulouisendorf, Kreis Kleve und Nörvenich in der Köln-Aachener Bucht. Wie oben beschrieben und wie auch die realisierten Kornerträge zeigen, konnte die Saatzeitverzögerung an diesen Standorten im weiteren Vegetationsverlauf aber sehr gut kompensiert werden. Außerordentlich schwierig gestaltete sich hingegen die Bestandsetablierung am Versuchsstandort Haus Düsse, Kreis Soest. Hier konnte zwar noch termingerecht am 4. Mai unter guten Bodenverhältnissen gesät werden, Starkregen mit über 100 mm direkt nach der Aussaat hatten bei den Düsser Bodenverhältnissen mit hohen Schluffanteilen allerdings starke Verschlämmungen zur Folge. In Abhängigkeit von kleinsten Boden- bzw. Kulissenunterschieden (Senken/ Spuren) wurden in Teilbereichen schlechte Feldaufgänge realisiert. Im Einzelfall waren dabei auch Unterschiede in der Saatgutqualität (Triebkraft) zu erkennen. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Auswertung der Versuche vom Standort Haus Düsse. Über die Korrektur der Pflanzenzahlen bzw. der Parzellengrößen war es aber doch möglich, tragbare Ergebnisse für die Sorten zu produzieren. Lediglich die Sorte Agro Grizmo, die im Mittel der übrigen Standorte den höchsten Kornertrag lieferte, musste für den Standort Haus Düsse aus der Wertung genommen werden, da in zwei von drei Wiederholungen bzw. Parzellen für diese Sorte keine vertretbaren Ergebnisse gewonnen werden konnten.

Fritfliege schädigt junge Pflanzen

Eigentlich unerwartet waren Anfang Juni landesweit zumindest latente Schäden durch Fraß von Fritfliegenlarven zu finden. Stärker betroffen waren in der Regel früh bestellte Bestände. Dort, wo das Wachstum stockte und die Larven bis zum Vegetationspunkt der jungen Pflanzen vordringen konnten, kam es neben dem üblichen Lochfraß, Blattverklebungen oder Peitschenbildungen zu ausgeprägter Seitentriebbildung. In den Landessortenversuchen war stärkerer Befall am Versuchsstandort Greven zu finden. Hier war zu beobachten, dass die Sorten zwar relativ gleichmäßig befallen wurden, in Sorten mit ausgeprägt schlechter Jugendentwicklung konnten die Larven aber regelmäßig größeren Schaden anrichten. Ungewöhnlich war dann noch einmal, dass Neben- und Bestockungstriebe teilweise sogar Kolbenanlagen trugen. Komplette Pflanzenausfälle blieben aber auch in Greven die Ausnahme. Fritfliegenbefall zieht allerdings regelmäßig Maisbeulenbrand nach sich, der sich dann aber eher an Blättern und Stängeln und weniger an den Kornanlagen zeigt.

Viel Zünsler in Ostwestfalen

Abgesehen vom Versuchsstandort Neulouisendorf im nordwestlichen Landesteil ist mittlerweile an allen Prüfstandorten Maiszünsler zu finden. Aktuell bewegt sich der Befall bzw. das Schadmaß an allen Standorten aber noch im, für die Praxis, vertretbaren Rahmen. Im ostwestfälischen Delbrück-Ostenland ist allerdings, ausgehend von einem bislang noch niedrigen Niveau, eine deutliche Zunahme des Zünslerbefalls im Vergleich zum Vorjahr festzustellen, der zukünftig die ordnungsgemäße Versuchsauswertung gefährden kann. Dabei sind indirekt sogar Sortenunterschiede denkbar, da die Pflanzen einer Sorte mit hohem Kolbenansatz früher unterhalb des Kolbens abknicken können. Darüber hinaus war in Delbrück viel Zünslerfraß in den Kolben zu beobachten. Es bleibt abzuwarten, ob daraus für die Körner eine höhere Toxinbelastung resultiert. In jedem Fall wird deutlich, dass Stoppel und Erntereste im Maisanbau auf breiter Front zerkleinert werden sollten, um der weiteren Ausbreitung des Zünslers Einhalt zu gebieten.

Toxinuntersuchungen eingeleitet

Unabhängig vom Zünslerbefall war lokal Pilzbefall an einzelnen Kolben zu finden. Optisch auffällig zeigten sich die Sorten diesbezüglich am ehesten in den Versuchen in Greven, Kreis Steinfurt und Dülmen im Kreis Coesfeld. In diesen Versuchen und aus dem Versuch in Delbrück-Ostenland wurden Rückstellproben für eine Toxinuntersuchung genommen. Erste Analysen einzelner Indikatorproben auf DON als Leittoxin lassen eine unterschiedliche Sortenkontamination erkennen. Die jetzt eingeleiteten Serienuntersuchungen sind zeitintensiv, ziehen sich entsprechend in die Länge und stehen aktuell nicht für eine Sortenbeurteilung zur Verfügung. Es ist allerdings bekannt, dass gegebene Sortenanfälligkeiten regelmäßig durch Jahres-, Witterungs- und Standorteffekte überlagert werden. Zuletzt waren in NRW höhere Toxinbelastungen beim Körner- bzw. CCM-Mais in den Jahren 2014 und 2015 zu finden. Ähnlich wie in diesem Jahr blühte der Mais 2014 und 2015 vielfach unter extrem feuchten Bedingungen, so dass ein Zusammenhang zwischen Witterung zur Blüte und möglicher Toxinbelastung naheliegt.

60 Sorten in der Prüfung

Seit 2013 prüft die Landwirtschaftskammer NRW Körnermaissorten in einem gemeinsamen Sortiment bis zur Körnerreifezahl K 250. Standen damals gerade einmal gut 30 Sorten in der Körnermaisprüfung, hat die anhaltende Sortenflut zur Folge, dass sich das Sortiment heute auf über 55 frühe und mittelfrühe Körnermaissorten beläuft. Zusätzlich werden noch einzelne Sorten im Reifebereich K 260 standortspezifisch angebaut. Wo es passt, steht auch die ältere Sorte Ricardinio mittlerweile im sechzehnten Prüfjahr im Versuch. Anhand des ertraglichen Abschneidens von Ricardinio ist der züchterische Fortschritt der modernen Maissorten deutlich zu erkennen. Landessortenversuche mit Mais werden in Abstimmung mit dem Bundessortenamt durchgeführt. Die Versuchsergebnisse dienen auch dazu, die Sorten in der Beschreibenden Sortenliste abschließend zu beurteilen. Dabei ist es vorgesehen, dass neue Sorten mindestens 3 Jahre in den Landessortenversuchen geprüft werden sollen. Sofern eine neue Sorte nicht überzeugen kann, scheiden in NRW einzelne Sorten allerdings auch schon nach dem ersten oder zweiten Prüfjahr aus. Stattdessen ist die Landwirtschaftskammer NRW bemüht, auch ältere, in der Praxis etablierte Maissorten, weiter zu testen und zu empfehlen. Gegebenenfalls werden dabei die Züchter- oder Vertriebsfirmen an den Kosten der Weiterprüfung beteiligt. Immerhin konnten auf diesem Weg 2023 17 ältere Körnermaissorten wie LG 30258, Amavit oder P 8812 im Versuch gehalten werden.

Spitzenerträge und niedrige Kornfeuchten

In den Versuchen und verbreitet auch in der Praxis konnte 2023 mit Spitzenerträgen gedroschen werden. Trotz der beschriebenen Startschwierigkeiten wurde am Standort Haus Düsse im Mittel der Prüfsorten ein Durchschnittsertrag von fast 150 dt/ha erzielt. Der absolute Ertrag bezieht sich dabei auf eine Nettoversuchsparzelle und muss für die Übertragbarkeit auf Praxisbedingungen um ca. 20 % gekürzt werden. Bei früher Aussaat wie in Dülmen Merfeld konnte neben sehr guten Erträgen mit historisch niedrigen Kornfeuchten geerntet werden. Extrem frühe Sorten wie Amarola, LG 31212 oder KWS Nevo setzen diesbezüglich mit Kornfeuchten von 22 Prozent neue Maßstäbe für nordrhein-westfälische Verhältnisse. Die niedrige Kornfeuchte der frühen Sorten wird in der Ergebnisstabelle 1 über die korrigierte Marktleistung monetär bewertet. Gerade in Jahren wie 2023 mit niedrigen Erzeugerpreisen und hohen Trocknungskosten kann sich daraus ein deutlicher Wettbewerbsvorteil bei der Körnermaisnutzung ergeben.

Diese Sorten kommen am besten zurecht

Im dreijährigen Mittel können die Sorten Agro Ileo, Agro Beppo, Amavit und KWS Johaninio mit niedrigster Kornfeuchte überzeugen. Während Agro Beppo ertraglich nicht zurecht kommt, resultiert für die anderen drei Sorten daraus auch eine mehrjährig hohe, für die Sorte Amavit sogar die dreijährig höchste um die Trocknungskosten bereinigte Marktleistung aller geprüfter Sorten. Zweijährig fällt bezüglich früher Reife und höchster korrigierter Markleistung noch die Sorte KWS Emporio deutlich positiv auf. Höchste Kornerträge erzielen im aktuellen Prüfjahr die Sorten Agro Grizmo, DKC 3323, Privat, P 8812 und DKC 3438. Im dreijährigen Mittel liegen Privat, ES Traveller, Farmoritz und P 8812 ertraglich an der Spitze, wobei Farmoritz auf Grund der späteren Abreife hinsichtlich der um die Trocknungskosten korrigierten Marktleistung deutlich abfällt. Im Mittel von zwei Prüfjahren können die Sorten LG 32257, Glutexo und Wesley hohe Kornerträge realisieren, wobei diese 3 Sorten im Vorjahr, bei allgemein niedrigeren Ertragsniveau besser abschneiden konnten.

Sortenempfehlung

In die Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer für Körnermais und CCM werden die Sorten aufgenommen, die im drei- bzw. zweijährigen Mittel bezüglich der Kornerträge und/oder der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung überdurchschnittlich (ab relativ 102) abschneiden konnten. Neue Sorten, die jetzt im ersten Versuchsjahr überzeugten, sollten im Probeanbau getestet werden, da für diese Sorten keine Ergebnisse aus den vorherigen Jahren mit ganz anderen Wachstumsbedingungen einbezogen sind. Für den Probeanbau werden daher auch nur Sorten mit deutlich überdurchschnittlichen Ergebnissen (ab rel. 104) in Übersicht 3 aufgeführt. Zu den empfohlenen Sorten sind wie gewohnt Angaben zur Standfestigkeit, Wuchshöhe und der Anfälligkeit für Krankheiten (Stängelfäule, Beulenbrand) in Übersicht 3 zu finden. Die Stärken und Schwächen der empfohlenen Sorten sind dabei mittels „ + „, „ – „ und „ o „ zusammenfassend dargestellt. Einstufungen zu Abreife, Kornertrag und bereinigter Marktleistung basieren dabei auf den Ergebnissen der Landessortenversuche. Bezüglich der Beurteilungen zur Standfestigkeit, Anfälligkeit gegenüber Krankheiten und der Wuchshöhe finden neben den Erhebungen und Bonituren in den Versuchen auch die Einstufungen durch das Bundessortenamt Berücksichtigung. Je nach Verwertung können die aufgeführten Merkmale bei der Sortenwahl unterschiedlich berücksichtigt werden. Für die Körnermaisnutzung mit kostenintensiver Trocknung ist vor dem Hintergrund hoher Energiekosten sicherlich das Abschneiden bezüglich der um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung von hoher Bedeutung. Dabei ist zu beachten, dass das relative Abschneiden in den Einzeljahren anhand der im jeweiligen Bewertungsjahr angesetzten Trocknungs- und Verkaufskonditionen berechnet wurde. Im aktuellen Jahr gewinnt daher die Frühreife einzelner Sorten vor dem Hintergrund niedriger Erzeugerpreise und hoher Trocknungskosten stärker an Bedeutung. Insbesondere dort, wo der Mais lange im Feld stehen soll, um mit niedrigen Feuchtegehalten dreschen zu können, müssen aber auch die Einstufungen bezüglich der Anfälligkeit für Stängelfäule und die Lagerneigung beachtet werden. Wo bei der Aussaat die Nutzung bzw. Vermarktung noch nicht feststeht, bringt die Wahl großrahmiger, standfester Doppelnutzungssorten den Vorteil mit sich, dass noch zur Ernte zwischen den Verwertungsoptionen Drusch oder Verkauf als Silomais ab Feld entschieden werden kann. Typische Doppelnutzer sind Sorten, die sowohl für die Körnermais- als auch für die Silomaisnutzung von der Landwirtschaftskammer empfohlen werden. Die Empfehlungen zur Sortenwahl im Silomaisanbau werden voraussichtlich in Ausgabe 47 veröffentlicht. Nachfolgend werden die empfohlenen Sorten kurz beschrieben:

Dreijährig geprüfte Sorten:

Agro Ileo ( K 200/ S 200): Frühreife Zweinutzungssorte. In 2021 gute, im dreijährigen Mittel leicht unterdurchschnittliche Erträge. Hervorragende Frühreife, die für den Maisanbau in Grenzlagen und vor dem Hintergrund hoher Trocknungskosten genutzt werden kann. Empfehlung aufgrund der hohen, um die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung. Die höhere Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager relativieren sich angesichts der Frühreife teilweise.

Amanova ( K 230/ S 210): Zweinutzungssorte mit mehrjährig früher Körnerreife, was die Reifezahl für Körnermais nicht erkennen lässt. Nach sehr guten Erträgen in 2022 fällt Amanova jetzt wieder ertraglich ab, empfiehlt sich aber immer mit guter korrigierter Marktleistung. Höhere Anfälligkeit für Stängelfäule und Lager; aber mit guter Jugendentwicklung als CCM Sorte für kühlere Standorte empfehlenswert.

Amavit ( K 210/ S 210): Gesunde, frühreife, über die Jahre ertragsstabile Sorte mit im dreijährigen Mittel höchster korrigierter Marktleistung.

Digital ( K 240/ S 250): Kompaktere Körnermaissorte mit dreijährig hohen Kornerträgen in den Landessortenversuchen. 2021 fiel Digital mit stärkerem Beulenbrandbefall auf.

ES Blackjack ( K 220/ -): Massenwüchsige Sorte, die nur als Körnermais geprüft wird. Nach hohen Erträgen in 2021 jetzt eher durchschnittliches Abschneiden, was auch auf schlechterer Saatgutqualität in den Versuchen beruhen kann. Im dreijährigen Mittel aber noch überdurchschnittliche korrigierte Marktleistung. In Untersuchungen der bayrischen Landesanstalt fiel Blackjack schon 2021 mit deutlich überhöhten DON-Gehalten auf, was auf eine gewisse Anfälligkeit für Kolbenfusarium schließen lässt.

ES Traveler ( K 250/ S 250): Nach Höchsterträgen in 2021 realisiert ES Traveller 2023 erneut hohe Kornerträge, was auch in eingekörnten Zweitkolben zu begründen sein dürfte. Der reduzierte Zweitkolben zeigte gelegentlich Pilzbefall. Massenwüchsig mit höchsten Trockenmasseerträgen in der Silomaisnutzung. In den Toxinuntersuchungen der bayrischen Landesanstalt fiel Traveller 2021 und 2022 mit höchsten DON-Gehalten auf.

Farmoritz ( ca. K 250/ S 260): Kompaktere Zweinutzungssorte mit späterer Kornreife zur Grenze an das mittelspäte Sortiment, was sich bezüglich der korrigierten Marktleistung deutlich negativ bemerkbar macht. Farmoritz besticht durch den massigen Kolben (20 Kornreihen) besonders auf Gunststandorten und durch die lang grün bleibende Restpflanze.

Kidemos ( K 250/ - ): Kompakte, zahnmaisbetonte Körnermaissorte mit sehr guter Standfestigkeit. Spätere Abreife am Sortimentsende. Ausgesprochen ertragsstark unter guten Wachstumsbedingungen. Bei Trockenstress in den Vorjahren Blühverzögerung und stärkerer Beulenbrandbefall.

KWS Johaninio (K 230/ S 210): Frühreife Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel durchschnittlichen Kornerträgen und hoher korrigierter Marktleistung. Entsprechend der frühen Reife tendenziell auch früherer Stängelfäulebefall.

LG 30258 (K240/ S 240): Nach acht Versuchsjahren im dreijährigen Mittel immer noch überdurchschnittliche Kornerträge bei konstant durchschnittlicher Abreife. Standfest und blattgesund.  

LG 31219 (K 220/ S 220): Nach sehr guten Ergebnissen in 2022, kam LG 31219 jetzt an allen Versuchsstandorten schlechter zurecht. Im dreijährigen Mittel noch hohe korrigierte Marktleistung bei durchschnittlichen agronomischen Merkmalen.

LG 31238 (K 220/ S 230): Langwüchsige Zweinutzungssorte, die optisch besonders unter trockenen Bedingungen überzeugt. Nach hohen, in 2021 sogar sehr hohen Kornerträgen, schneidet 31238 diesjährig durchschnittlich ab.

Micheleen ( K 230/ S 230): Massenwüchsige Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel durchschnittlichen Erträgen und hoher korrigierter Marktleistung.

P 8812 ( K 250/ S 240): Später abreifende Körnermaissorte mit dreijährig sehr hohen Kornerträgen und bester Standfestigkeit und Gesundheit. P 8812 blüht im Vergleich zu anderen Sorten sehr spät, was in Jahren mit angespannter Wasserversorgung wie 2022 die Kornfüllungsphase zusätzlich verkürzen kann.

Privat ( K 240/ ca. S 240): Kompaktere Zweinutzungssorte mit im dreijährigen Mittel höchsten Kornerträgen bei regelmäßig späterer Abreife.

Sumumba (K 250/ S 260): Kompaktere Körnermaissorte mit dreijährig hohen Kornerträgen. Vergleichsweise späte Abreife, was die korrigierte Marktleistung deutlich nach unten zieht.

Zweijährig geprüfte Sorten:

Amarola ( K 190/ S 210): In Folge der extrem frühen Abreife errechnet sich für Amarola trotz deutlich unterdurchschnittlicher Erträge eine gute, um die Trocknungskosten bereinigte Marktleistung. Auf Grund der Frühreife empfiehlt sich Amarola besonders für die Grenzlagen des Körnermaisanbaus.

Ashley ( K 210/ S 230): Zweinutzungssorte, die auf Grund der Frühreife gerade noch über die korrigierte Marktleistung in die Sortenempfehlung rutscht.

DKC 3438 ( K 240 / S 250): DKC 3438 schreibt wie viele andere Sorten aus der „Dekalb-Genetik“ 2023 besonders gute Zahlen. Die Sorte fiel an allen Standorten durch massive Bestockung auf. Teilweise waren Bestockungstriebe mit Kolben zu finden! Vielleicht auch deshalb, diesjährig sehr hoher Kornertrag und hohe korrigierte Marktleistung. Standfest und gesund.

Farmactos ( K 210/ S 230): Nach hohem Kornertrag im Vorjahr jetzt abfallender unterdurchschnittlicher Kornertrag. Aber hohe korrigierter Marktleistung auf Grund früher Abreife bzw. niedriger Feuchte zum Erntetermin.

Glutexo ( K 240/ S 250): Besonders 2022 ertragsstarker, später abreifender, kompakterer Körnermais mit „Hammerkolben“ bis zu 20 Kornreihen. Etwas höhere Anfälligkeit für Stängelfäule, was die Standfestigkeit gefährden kann.

KWS Emporio ( K 210 / - ): Frühe, ertragsstarke Zweinutzungssorte mit hohen Erträgen und sehr hoher korrigierter Marktleistung.

LG 32257 ( K 240/ S 230): LG 32257 kann das Spitzenergebnis aus 2022 nicht ganz wiederholen. Im zweijährigen Mittel aber immer noch Höchstertrag. LG 32257 besticht durch eine hervorragende Jugendentwicklung auch unter schwierigen Bedingungen. Weniger schön ist die genetisch bedingt sehr offene Kolbenspitze.

Wesley ( K 240/ S 210): Wie LG 32257, diesjährig ertraglich etwas abfallend. Im zweijährigen Mittel aber hoher Ertrag und hohe korrigierte Marktleistung. Wie die Reifezahlenkombination erkennen lässt, reift die Sorte in der Restpflanze zügig ab, was die Anfälligkeit für Stängelfäule begünstigen kann.

Empfehlungen für den Probeanbau:

2023 standen 8 Neuzulassungen durch das Bundessortenamt und 8 neue EU-Sorten in den Landessortenversuchen mit Körnermais der Landwirtschaftskammer NRW. Die Sorten Agro Gizmo, DKC 3323, LID 2404 C und Smartboxx machten dabei mit deutlich überdurchschnittlichen Kornerträgen auf sich aufmerksam. Während sich Agro Grizmo als kompakterer Zahnmais zum Testen im Körnermaisanbau an Gunststandorten anbietet, können die anderen drei Sorten als Doppelnutzer probeweise angebaut werden. Die Sorte KWS Nevo setzt hinsichtlich der Abreife mit der Körnerreifezahl K 180 neue Maßstäbe und überzeugt dann mit höchster korrigierter Marktleistung. Nevo sollte dort ausprobiert werden, wo kostenintensiv getrocknet werden muss.

Autor: Norbert Erhardt, Claudia Tendyck